Freitag, 3. Juli 2009

Stürmische Zeit

Schon 4 junge Mäusebussardnestlinge sind heuer bei uns abgegeben worden. Durch das doch teilweise sehr stürmische Wetter der letzten Wochen sind sie aus oder mit ihren Nestern vom Baum gefallen und konnten auch nicht mehr zurückgesetzt werden.

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Wir haben sie in unserer großen ‚Fußgängervoliere’ untergebracht,

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in der neben etlichen flugunfähigen Bussarden und Rohrweihen auch ein Schwarz- und ein Weißstorch sowie ein Graureiher leben.

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Dort haben wir für die kleinen Bussarde ein Kunstnest in einem Baum befestigt und von diesem aus beobachten sie neugierig das Treiben unter ihnen.

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Sobald sie flügge und selbständig geworden sind, werden wir sie mit Fußringen versehen, wieder in die Freiheit entlassen.

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Freitag, 12. Juni 2009

Bartgeierfreilassung in Mallnitz

Vor einer herrlichen Berg- und Wasserfallkulisse fand vergangenes Wochenende im Kärntner Seebachtal die heurige österreichische Bartgeierfreilassung statt.

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Zwei ca. 3 Monate alte Jungvögel wurden in eine Felsnische eingesetzt (diese befindet sich hinter dem am Bild ganz rechts gelegenen Wasserfall) und werden nach ungefähr 3-4 Wochen von dort selbständig ausfliegen.

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Zuvor wurden die jungen Geier noch markiert, das heißt, einige Federn wurden nach einem bestimmten Muster gebleicht, um sie später im Flug eindeutig identifizieren zu können. Diese Aktion fand unter großer Publikumsbeteiligung vor dem Nationalparkzentrum BIOS in Mallnitz statt.

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Dann ging es per Kutsche in den mittleren Teil des Seebachtals, wo neben einigen Kamerateams auch viele interessierte Bartgeierfreunde auf die beiden Jungen warteten.

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Einige Reden und Interviews mussten die Junggeier noch abwarten - auf dem Bild der Stationsleiter der EGS, Koordinator des Internationalen Bartgeierwiederansiedlungsprojekts und Zuchtbuchführer des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) für Bartgeier, Dr. Hans Frey.

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Dabei wurden auch ihre Namen bekannt gegeben: die Kärntner Jägerschaft benannte den aus dem Zuchtzentrum Guadalentin in Andalusien/Spanien kommenden Bartgeier mit der Nr. 587 ‚Eustachius’ und die Hörer von Radio Kärnten suchten für BG Nr. 585, der im Tiergarten Schönbrunn geboren und im Alpenzoo Innsbruck aufgezogen wurde, den Namen ‚Maseta’ aus.

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Dann wurden die Geier in Kisten verpackt zu ihrem neuen Nest getragen.
Die Träger, allen voran Mag. Michael Knollseisen (links im Bild), als für die freigelassenen Geier Verantwortlicher, müssen in den nächsten Wochen alle paar Tage diesen beschwerlichen Weg hinaufklettern, um die Jungvögel mit Futter zu versorgen.

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Hier sieht man die Freilassungsnische rot markiert.

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Am Fuß der Felswand wurde ein Beobachtungsstand errichten von dem aus die Bartgeier überwacht und beobachtet werden. Natürlich sind dort auch interessierte Besucher, die einmal einen Blick durch das Fernrohr auf die Jungvögel werfen wollen, herzlich willkommen.

Der Nationalpark Hohe Tauern bietet eigene Bartgeierführungen an. Bitte informieren sie sich unter: http://www.hohetauern.at/de/aktuellespresse/1-aktuelles/1095-eustachius-und-maseta-ausgewildert.html

Freitag, 5. Juni 2009

Rettung von Jungstörchen in Öberösterreich

Bei der Rettung von zwei frisch geschlüpften Storchenküken in Haslach in Oberösterreich duften wir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein Elternteil der beiden verstarb leider und der zweite konnte sich alleine nicht ausreichend um die Jungtiere kümmern. Unser erster Vorschlag der Storchenfamilie zusätzlich Futter anzubieten schlug leider fehl da die Jungen einfach noch zu klein waren, um von dem erwachsenen Storch alleine gelassen zu werden. Instinktiv weiß eine Storchenmama natürlich, dass sie ihre Kinder wärmen bzw. vor zu viel Hitze schützen muss – also holte sie dass von Helfern ausgelegte Futter nicht in den Horst.

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Die nächste Entscheidung war, die kleinen Störche aus ihrer misslichen Lage zu bergen. Das erwies sich als nicht gerade einfach, da der Horst auf einem 36 m hohen Schlot gelegen ist und die Leiter der örtlichen Feuerwehr einfach zu kurz war. Doch die sehr engagierten Helfer vor Ort gaben nicht auf und konnten sogar ein Feuerwehrauto aus Linz von einem Hilfseinsatz überzeugen. Doch leider war auch diese Leiter zu kurz!

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Erst mit einem Kran der Firma Hehenberger gelang die Bergung der Jungvögel. Fünf Störche sind im Nest geschlüpft doch leider waren zwei der Kleinen schon an Entkräftung gestorben und einer verendete kurz nach der Bergung.

Als wir von der erfolgreichen Rettung der restlichen beiden Storchenküken informiert wurden, machte sich sofort einer unserer Mitarbeiter auf den Weg nach Oberösterreich, um die beiden Störche nach einem kleinen Zwischenstopp in Haringsee

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weiter nach Parndorf zu überstellen. Wie wir uns in der Zwischenzeit informiert hatten, gibt es in der dortigen Pflegestation ein Nest mit Jungtieren im gleichen Alter. So konnten die Kleien ihren Pflegeeltern übergeben werden und werden hoffentlich Ende des Sommers mit ihren Artgenossen schon Richtung Afrika ziehen.

Weiter Infos auch unter http://www.boehmerwaldnatur.at --> aktuelles

Dienstag, 26. Mai 2009

Schon so groß ...

... ist die kleine Waldohreule, die uns vor wenigen Wochen aus Bad Pirawarth gebracht wurde.

Waldohreulen-2009-juv-1-

Zwei weitere Eulenkinder, die als Findlinge zu uns kamen, wurden ihre Ziehgeschwister.

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Gestern durften alle drei in eine große Voliere übersiedeln, in der auch unsere erwachsenen Waldohreulen leben.

Waldohreule-adult

Jetzt müssen sie noch ihre Flugkünste perfektionieren, damit sie im Sommer ausgewildert werden können.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Patienten

Neben einigen verletzten Turmfalken und Mäusebussarden erhielten wir in den letzten Tagen auch zwei seltenere Vogelpatienten.
Vom Österreichischen Tierschutzverband wurde uns aus Salzburg ein Uhu überbracht.

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Der Vogel kommt aus Zederhaus und verfing sich dort in einem mitten im Wald angebrachten Stacheldrahtzaun. Dabei verletzte er sich am rechten Flügelbug schwer.

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Diese Verletzung wurde von einem Tierarztkollegen in Oberösterreich bereits fachmännisch versorgt und ist auch schon sehr schön abgeheilt.
Jetzt bleibt uns nur noch abzuwarten, ob der Uhu wieder seine vollständige Flugfähigkeit erlangen wird.

Uhu-Salzburg

Ein weiterer kleinerer Patient ist ein Baumfalke, der in Maria Elend teilnahmslos neben der Straße sitzend von einer aufmerksamen Passantin geborgen wurde. Er dürfte eine Kollision mit einem Auto überlebt haben. Nachdem er seine Gehirnerschütterung innerhalb weniger Tage ganz gut überwunden und wieder brav zu fressen begonnen hat, bleibt jetzt noch eine leichte Verletzung an seinem linken Auge.

Baumfalke-Maria-Elend

Wir hoffen, dass auch diese vollständig ausheilen wird und wir den kleinen Falken schon bald zu seinen beiden Baumfalkenkollegen in unsere Trainingsvoliere geben können,

Baumfalken-in-Trainingsvoliere

die dort schon auf ihre baldige Freilassung warten.

Baumfalke-Flugbild

Freitag, 15. Mai 2009

Habichtskauztaufe

Am Mittwoch den 13. Mai 2009 war es soweit – 3 unserer jungen Habichtskäuze hatten ihren ersten öffentlichen Auftritt.

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Zur Vorstellung des neuen Projektes kamen alle mitwirkenden Partnerorganisationen, etliche Journalisten und sogar ein Fernsehteam in den Kaiserpavillon des Tiergarten Schönbrunn.

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Stellvertretend für alle Käuze die heuer im Sommer freigelassen werden, wurden für 8 Vögel schon Namen vergeben und die Paten erhielten von Projektleiter Dr. Richard Zink schöne Urkunden.

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Wie kleine Filmstars posierten unsere Habichtskäuze danach für Fotografen und Kameraleute.

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Habichtskauztaufe-13-05-09
Pressetext vom 13. Mai 2009 zum

Comeback des Habichtskauzes

Die drei Projektträger Land Niederösterreich, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
(FIWI) und Österreichische Bundesforste (ÖBf) haben vergangenen Herbst ein außergewöhnliches Artenschutzprojekt für den Habichtskauz initiiert. Nach den Zuchtmonaten im Winter sind die ersten Jungtiere nun geschlüpft. Im Tiergarten Schönbrunn wird der wenige
Wochen alte Nachwuchs feierlich getauft. „Ziel ist es“, so Walter Arnold, Vorstand des Forschungsinstituts, „rund zehn Habichtskäuze nachzuzüchten, um im Jahr 2009 die
Wiederansiedelung zu sichern.“ In den Sommermonaten werden die Jungtiere im Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein freigelassen. „Die Zucht der
Habichtskäuze ist schwierig. Sie leben in strenger Einehe und bringen nur unregelmäßig Junge zur Welt“, so der Forschungsleiter.

Größte Waldeule Österreichs…

Als ehemals größte Eule unserer Wälder verschwand der Habichtskauz gegen Mitte des 20. Jahrhunderts aus Österreich. Grund dafür war einerseits sein ungewöhnlich vertrautes Verhalten gegenüber uns Menschen und infolgedessen häufige Abschüsse. Andererseits schrumpften
gerade in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Lebensräume dieses „Urwaldbewohners“. Durch schonenden Umgang mit dem Wald und die Ausweisung von
Schutzgebieten verbesserten sich die Lebensbedingungen in den letzten Jahrzehnten zunehmend. Die Unterstützung der Artenschutzziele durch die Jägerschaft ist ein wichtiges
Element am Weg zur erfolgreichen Wiederherstellung intakter Habichtskauzpopulationen. Dadurch findet die Art heute wieder optimale Lebensbedingungen vor.

… noch ganz klein!

Für die Wiederansiedlung werden gezüchtete Käuze herangezogen. „Diese aufwändige Vorbereitung stellt sicher, dass wir im Ausland keine Tiere aus Wildpopulationen entnehmen müssen“, sagt Naturschutzlandesrat Dr. Stephan Pernkopf. In Kombination mit der Ausweisung von Schutzgebieten sichern diese Artenschutzbemühungen nicht nur den seltenen
Habichtskauz, sondern begünstigen auch eine Reihe anderer, ebenso sensibler Tierarten wie den
Zwergschnäpper oder den Weißrückenspecht, ergänzt Pernkopf.

Wissenschaftliche Begleitforschung

Bereits im Februar als noch Schnee und Kälte die Landschaft prägten, begannen die Habichtskäuze in Zoos und Zuchtstationen mit der Brut. Koordiniert wird das Zuchtbuch vom FIWI an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „29 Tage dauert es bis aus den Eiern
kleine, weiße Eulenkücken schlüpfen“ schildert Walter Arnold den Brutablauf im Zuchtprojekt. „Pro Weibchen werden meist nur 2-3 Eier ausgebrütet“, so der Institutsvorstand.

Wo die Käuze zu Hause sind…

„Unsere naturnahen Wälder im Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein stellen einen idealen Lebensraum für den Habichtskauz dar“, erklärt Georg Erlacher, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Österreichischen Bundesforste. “In einer nachhaltigen Waldwirtschaft spielt Artenvielfalt eine große Rolle“, so der Vorstandssprecher. „Mit dem Projekt leisten wir auch einen Beitrag zur internationalen Biodiversitäts-Konvention „Countdown 2010“, deren Ziel es ist, den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen und den Schutz von Arten und Lebensräumen zu fördern.“

Starke Partner

Die Österreichische Zoo Organisation und der Verein Eulen und Greifvogelschutz züchten die Habichtskäuze und stellen sie kostenlos für die Freilassung zur Verfügung. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien
(MA49) unterstützen das Projekt auch tatkräftig durch die Anfertigung zahlreicher Nisthilfen und durch den Bau einer weiteren, ab dem Jahr 2010 genutzten Auswilderungsvoliere. Die beiden Schutzgebiets-Verwaltungen im Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein tragen substantiell zur Abwicklung des Projekts vor Ort bei.

Die Projektarbeit wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Vorträgen, Foldern und einer eigenen Website unter www.habichtskauz.at begleitet.

Kontakt - Projektleiter:

Dr. Richard Zink
Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
Veterinärmedizinische Universität Wien
Savoyenstrasse 1, 1160 Wien
E-Mail: habichtskauz@aon.at, Tel.: 0664-1306117
Downloads unter: www.habichtskauz.at

Dienstag, 12. Mai 2009

Der erste Ausflug

Vor wenigen Tagen sah man unsere jungen Habichtskäuze noch vorsichtig aus ihrem Nistkasten herausschauen.

Habichtskauz-mit-2-Jungen-in-Nistkasten

Gestern wagten zwei von ihnen ihren ersten Ausflug in die Weiten ihrer Voliere.

Habichtskauz-juv

junger-Habichtskauz

Gut bewacht und beschützt von ihren Eltern schauten sie sich neugierig ihre Umgebung an.

Habichtskauz-Altvogel-mit-Jungem

Bald werden sie im Rahmen des Habichtskauzwiederansiedelungsprojekts im Wienerwald oder im Wildnisgebiet Dürrenstein durch die Wälder streifen. (Näheres siehe www.habichtskauz.at.)
Davor gibt es im Tiergarten Schönbrunn noch eine Taufe sowie die Vorstellung dieses neuen Projekts.

Montag, 4. Mai 2009

Die Jungvogelsaison hat begonnen

Die ersten Findlinge waren heuer zwei ca. 3 Wochen alte Waldkäuze, die über die Veterinärmedizinische Universität zu uns gekommen sind.

2-Waldkaeuze-ca-3-Wochen-alt

Über die Gründe, weshalb diese beiden in Menschenhand gekommen sind, wissen wir nichts Genaueres, generell gilt, dass junge Eulen und Käuze in diesem Alter schon selbstständig ihr Nest verlassen – sie befinden sich in der so genannten Ästlingsphase. Das heißt, sie sitzen in der Umgebung ihres Nestes auf Bäumen, Büschen oder auch auf dem Boden und werden dort weiterhin von ihren Eltern bewacht und gefüttert.

Solche Jungvögel sollten auf keinen Fall ohne genauere Beobachtung der Situation "gerettet" werden!

Nur wenn ihr vorübergehender Sitzplatz sehr ungünstig liegt - z.B. neben einer stark befahrenen Straße - und keine Möglichkeit besteht die Tiere an einen sicheren Ort wie einen in der Nähe stehenden Baum, einen höher liegenden Balkon oder ein ungestörtes Flachdach zu verbringen und wenn nach längerer (mehrstündiger) Beobachtung in der Dämmerung aus größerer Entfernung (mit einem Feldstecher) kein Altvogel beim Füttern der Jungen zu beobachten ist, besteht wirklich ein Grund einzugreifen und die Jungvögel mitzunehmen.

Nähere Infos am Ende dieses Artikels.

Etwas anders war die Situation dieser kleinen wenige Tage alten Waldohreule, die uns aus Bad Pirawarth gebracht wurde.

Waldohreule-ein-paar-Tage-alt

Sie stürzte mitsamt ihrem Nest und ihren beiden Geschwistern, die den Sturz leider nicht überstanden haben, von einer hohen Föhre. In ihrem Alter kann sie ohne die Wärme und Fürsorge der Mutter und ohne ihr Nest nicht überleben. Glücklicherweise wurde sie von einer Spaziergängerin gefunden und zu uns gebracht.

In unserem eigenen Garten fanden wir eine aus dem Nest gefallene junge Amsel.

Amseljunges

Wir konnten sie ihren schon besorgt suchenden Eltern wieder zurückgeben.
Vogeleltern nehmen den eventuellen Menschengeruch ihrer Jungen übrigens nicht wahr – sie können Jungvögel daher unbesorgt in die Hand nehmen, um sie wieder ins Nest oder an einen anderen sicheren Ort zu setzen.


JUNGVÖGEL
ausgestoßen, verloren, verwaist, verlassen?


Nestling – Ästling
Die Jungen vieler Vogelarten, so auch aller Greifvogel- und Eulenarten, schlüpfen blind und hilflos aus ihrem Ei. Sie sind bis über das Ausfliegen hinaus von ihren Eltern abhängig. Solange sie in dem Nest oder der Höhle ihrer Eltern verbleiben und diese freiwillig nicht verlassen wollen, bezeichnet man sie als Nestlinge (= sie liegen oder sitzen im Nest).
Ab einem gewissen Alter (bei kleinen Arten früher als bei großen) verlassen die meisten Nestlinge noch flugunfähig aber bereits durch ihr Federkleid gegen Kälte geschützt das Nest und klettern in nahe gelegenem Geäst und Buschwerk herum. In dieser Entwicklungsphase werden sie als Ästling bezeichnet (= sitzen und klettern auf Ästen). Diese Jungvögel werden bis zum Selbstständigwerden von ihren Eltern weiter mit Futter versorgt und auch gegen Fressfeinde beschützt. Gerade Ästlinge werden zumeist als elternlose, verlassene Kinder von Menschen eingesammelt – sie sind aber unbedingt in Ruhe zu lassen!

Sondersituation Stadtbereich

Im Wiener Stadtgebiet ist mit den Jungen dreier Greifvogel- und Eulenarten zu rechnen – Turmfalke, Waldohreule, Waldkauz. Während Waldohreulen und Waldkäuze eher in Außenbezirken mit reichem Baum- und Buschangebot anzutreffen sind, kann man junge Turmfalken auch mitten in der Stadt finden. Ein junger Falke der am Gürtel, am Ring oder einer ähnlich stark befahrenen Straße versucht, sein Ästlingsstadium zu überleben, ist sehr wohl auf menschliche Hilfe angewiesen. Bevor ein solcherart gefährdeter Jungvogel aber zur weiteren Aufzucht in menschliche Pflege übernommen wird, sollte abgeklärt werden, ob nicht die Möglichkeit besteht, den Ästlingen auf einem Flachdach, Baum oder ruhigen Balkon in unmittelbarer Nähe seines Fundortes unterzubringen. Hier können ihn seine Eltern während der wenigen Tage bis zum Erreichen seiner Flugfähigkeit mit Nahrung versorgen.
Auch junge Waldohreulen oder Waldkäuze sind, am Boden gefunden, in nächster Nähe ebenfalls auf Bäume oder Flachdächer zu setzen.
Die Eltern kommen bestimmt, auch wenn sie im Moment nicht zu sehen sind!

Wirklich verwaist

Genaue, geduldige und lange Beobachtung kann darüber Aufschluss geben, ob der gefundene Jungvogel von seinen Eltern verlassen wurde.
Die Beobachtung hat aus einiger Entfernung in einem guten Versteck stattzufinden.
Eulen füttern ihre Jungen in der Dämmerung, Falken tagsüber. Kommt nach einigen Stunden kein Elternteil, ist anzunehmen dass der kleine Vogel nicht mehr weiter versorgt wird und den Eltern ein Unglück zugestoßen ist.

Prägung

Jedes junge Tier, ob Säuger oder Vogel, durchläuft in früher Jugend kritische Phase, in denen sehr schnell gelernt wird. Bestimmte Umwelteindrücke hinterlassen einen dauerhaften und stabilen Eindruck. So prägen sich in kurzer Zeit z. B. der Artgenosse, der spätere Geschlechtspartner, Nahrung, Gesänge, Orte, etc. fürs ganze Leben.
Jungvögel, die während einer solchen sensiblen Phase in menschliche Pflege übernommen werden, können z. B. während der Prägungszeit auf den Geschlechtspartner den menschlichen Pfleger als solchen ansehen. Später haben handaufgezogene Tiere größte Probleme mit einem „echten“ Artgenossen ein Paar zu bilden, sie versuchen immer wieder zu Menschen, also zu ihrem Partner, Kontakt zu bekommen.

Freigelassene, fehlgeprägte, wehrhafte Tiere verursachen für Menschen größte Probleme.

Wohin mit dem Waisenkind?

Nachweislich elternlose Eulen- und Greifvogelkinder sollten möglichst schnell in erfahrene Hände übergeben werden.
In der Greifvogelstation Haringsee werden pro Jahr ca. 150 Jungvögel verschiedenster Greifvogel- und Eulenarten aufgezogen und später freigelassen.
Um Fehlprägungen auf Menschen zu vermeiden werden alle Jungen einer Art in Gruppen aufgezogen oder Ammenpaare der gleichen Art zur Aufzucht anvertraut.
Auch das Institut für Parasitologie und Zoologie sowie die Vogelklinik der Veterinärmedizinischen Universität Wien oder der Wiener Tierschutzverein übernehmen bis zum Transport in die Greifvogelstation vorübergehend Findelkinder.

Erste Hilfe

 Der nach Hause mitgenommene Jungvogel wird am besten in eine Schachtel, die mit Küchenrolle oder Toilettepapier ausgelegt ist, gesetzt.
 Untergebracht wird der Jungvogel in einem abgeschiedenen Raum, die Schachtel gewährt ihm Dunkelheit und Ruhe.
Wasser und Nahrung ist während der kurzen Aufbewahrungszeit nicht erforderlich.
Besteht keine Möglichkeit das Jungtier sofort einer der nebenstehend genannten Institutionen zu übergeben, sollte an heißen Tagen Wasser angeboten werden. Niemals Wasser mit dem Löffel, einer Spritze oder einer Pipette einflößen. Ein kleiner Vogel kann die Flüssigkeit sehr schnell in den „falschen Hals“ bekommen und daran zugrunde gehen.
 Wasser wird tropfenweise vom eingetauchten Finger auf die Spitze des Oberschnabels getupft, der Vogel schluckt genug Flüssigkeit ab (so werden auch junge Vögel aller anderen Arten sowie schwache Altvögel mit Wasser versorgt).
 Nahrung braucht das Jungtier vorübergehend nicht. Rinderherz versehen mit geriebenen Schneckenschalen (Kalkzufuhr!) kann für 1 -2 Tage die natürliche Nahrung Maus ersetzen.

Jungtiere anderer Arten

Der Schwerpunkt der Station Haringsee liegt bei der Aufnahme, Pflege und Freilassung heimischer Eulen- und Greifvogelarten. Gelegentlich werden auch Jungtiere anderer Arten, wie z. B. Mauersegler, Störche, Schwalben, Stockenten, Igel, Eichhörnchen, Feldhasen, etc. zur Aufzucht und Freilassung übernommen. Wir stehen aber mit Informationsmaterial über die Aufzucht und Freilassung dieser Tierarten gerne zur Verfügung.


Noch einige Tipps
 Vogeleltern reagieren nicht auf Menschengeruch! Junge Greifvögel und Eulen (und alle anderen Vogelarten) können, um sie auf eine erhöhte Stelle zu setzen, in die Hand genommen werden.
 Viele Greifvogel- und Eulenkinder werfen sich bei Gefahr auf den Rücken, fauchen, knappen mit dem Schnabel und verkrallen sich in den Angreifer. Besonnenes und entschlossenes Hantieren mit den Jungvögeln erspart Stress für die Kleinen und Kratzwunden an den „rettenden“ Händen.
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